100 Jahre Böger Zahntechnik
Von der Kautschukprothese zum digitalen Scanner
Zahntechnik in den 20er-Jahren des letzten Jahrhunderts – das hieß Arbeit mit den Händen und mit Materialien wie Kautschuk, Metall und Draht. Oscar Böger und sein Bruder Fritz gründeten 1920 das Zahntechniklabor Gebrüder Böger in Hamburg, eines der ersten im deutschsprachigen Raum. Heute schaut das Unternehmen auf eine hundertjährige Geschichte zurück.
Das Start-Up begann in einer Ein-Zimmer-Wohnung im Hamburger Grindelviertel, westlich der Alster. Während Oscar Böger schon seit 1917 im Bereich der Zahntechnik bei einem Zahnarzt arbeitete, begann sein Friedrich Böger nach dem Krieg und seiner Rückkehr aus englischer Gefangenschaft das Handwerk von seinem Bruder Oscar zu erlernen. Den Beruf Zahntechniker gab es damals noch nicht.
Lange Geschichte – Dritte Führungsgeneration
Mit Fleiß und Pioniergeist entwickelte sich aus dem kleinen Betrieb ein erfolgreiches und innovatives Familienunternehmen mit heute über 100 Mitarbeitenden (darunter über zehn Auszubildende) an den drei Standorten Hamburg, Neumünster und Schwerin. Seit 1996 leiten Bert und Dirk Böger gemeinsam mit Petra Schmitt-Böger die Geschäfte. – Sie sind die dritte Führungsgeneration in der hundertjährigen Geschichte des Unternehmens, das von der Zeit der Weimarer Republik, über das Dritte Reich, den Weltkrieg, und die Aufbau und Wirtschaftswunderjahre reicht. Was viele nicht wissen, die vierte Generation ist gerade dabei die Zahntechnik Ausbildung zu beenden.
Die ersten 25 Jahre
Das unternehmerische Fundament wurde in den 20er und 30er Jahren gelegt. In dieser Zeit vergrößerte sich der Betrieb Schritt um Schritt: Nach dem Start in der Hamburger Grindelallee ging es 1928 mit mittlerweile zehn Beschäftigten in die Koopstraße und 1938 in die Klosterallee von Hamburg.
Produktion auch in den Kriegsjahren
Die Kriegsjahre konnte Böger erstaunlich gut bewältigen, denn der Betrieb galt als systemrelevant und konnte trotz Kriegswirtschaft und Bombenangriffe ohne Unterbrechung arbeiten; damals gehörten etwa 30 Mitarbeitende zur Belegschaft.
Eng verzahnt: Firmengeschichte und Geschichte der Innung
Die Arbeit der Brüder Böger ist eng mit der Geschichte der Innung verbunden. 1931 wurde die Zahntechnikerinnung in Hamburg gegründet. Ihr erster Obermeister wurde Friedrich Böger. In Süddeutschland gab es die ersten Prüfungen erst ab 1936. 1963 wurde Fritz Böger, als Dank für sein Engagement, Ehrenobermeisters der Innung.
Als erste im deutschen Sprachraum legten Friedrich und Oscar Böger neben vier weiteren Zahntechnikern die Meisterprüfung in Hamburg ab. Friedrich Böger nimmt als Vorsitzender der Meisterprüfungskommission die ersten Prüfungen zum Zahntechnikermeister ab. Es sind Zahntechniker aus dem gesamten deutschen Sprachraum (von Hamburg bis Österreich), die hier ihren Meistertitel erwerben.
Neue Technik - Schneller, präziser und nachhaltiger
Wie nur wenige Berufe ist der des Zahntechnikers eng mit dem technischen Fortschritt verbunden, sowohl im Hinblick auf Verfahren wie der verwendeten Werkstoffe. Dabei weist die Zahntechnik die weiteste Diversifizierung der Materialien auf.
In den vergangenen Jahren sind es vor allem neue technische Verfahren, die durch die Digitalisierung im Laborbetrieb Einzug halten und die auch die Arbeit der vielen beschäftigten Zahntechniker bei Böger stark verändern. Dazu gehören neue Technologien aus dem Bereich CAD/CAM sowie der Einsatz von Intraoralscannern und 3D-Druck.
In vielen Bereichen revolutioniert der Einsatz der Mundscanner die Arbeitsabläufe: Die Herstellung des Zahnersatzes ist ungleich schneller. Mit der neuen Technik können Material und Wege deutlich verringert werden. Der Patient braucht nur noch zwei Termine beim Zahnarzt. Und dennoch ist das gewünschte Ergebnis präzise, führt zu weniger Allergien und ist stabiler.
Die Einsparungen machen deutlich, wie der technische Wandel die Herstellung wirtschaftlicher, ressourcenschonender und auch deutlich nachhaltiger macht, hebt Petra Schmitt-Böger hervor. Bei den nötigen Umstellungen für den Einsatz der Mundscanner (Installation und Einführung in die Technik) leistet Böger den Zahnpraxen Unterstützung und Hilfe, auch für eine Testphase, um die neue Technik zu erproben.
Zukunft annehmen und gestalten
„Sicher sind Geschichte und Tradition wichtig. Doch die Bereitschaft und Fähigkeit zur Innovation war und ist entscheidend für den Erfolg in unserer Branche und für unser Unternehmen“, sagt Petra Schmitt-Böger. „Wir befinden uns in einem umfassenden Umbruch zur digitalen Hochtechnologie, der die gesamte Branche erfasst hat und dem sich Böger nicht nur stellt, sondern ihn auch aktiv nutzt und mitgestaltet.“